Der Energieausweis | Eine Kostenaufstellung
Seit einiger Zeit ist es Vorschrift, dass bei Neuvermietung einer Wohnung oder Verkauf einer Immobilie ein Energiepass vorgelegt werden muss. Es gibt zwei Arten dieses Ausweises. Einmal den verbrauchsabhängigen Ausweis, ermittelt nach den jährlichen Heizkosten und den bedarfsorientierten Ausweis. Bei dem bedarfsorientierten Ausweis wird das Gebäude komplett überprüft, Mauern, Fenster, Geschossdecken, Heizkessel u.s.w. und dann wird der Ausweis erstellt. Die Kosten für diesen Ausweis betragen zwischen 300 und 400 €, wenn Sie einen Fachmann an die Sache lassen. Internetangebote für Preise unter 70€ sollten sie auf keinen Fall wahrnehmen. Mit dem Energiepass erhalten Sie dann auch Modernisierungsvorschläge, um die Heizkosten so gering wie möglich zu halten.
Das Beispiel
In diesem Fall wurde ein Energieausweis für ein Mehrfamilienreiheneckhaus benötigt, Baujahr 1954, 3 Wohnungen, Gaskessel für die Heizung und jeweils 1 Gastherme pro Wohnung für die Warmwasserbereitung.
Als Maßnahmen zur Energieeinsparung wurden angeführt:
- Erneuerung des Gaskessels
- Geschossdeckendämmung oben von 24cm, was dazu führen würde, dass auf dem Spitzboden nur noch in gebückter Haltung gelaufen werden könnte
- Rolladenkastendämmung durch Styropor
- Außendämmung von 14 cm
- WLS Doppelverglasung nach neuester Technik
- Kellerdeckendämmung von 12cm, WLS 035, was bei einer momentanen Kellerdeckenhöhe von zwei Metern dazu führen würde, dass nur noch in gebückter Haltung die Waschmaschinen benutzt werden könnten.
Falls alle diese Maßnahmen durchgeführt würden, könnte eine Brennstoffeinsparung von 60% erreicht werden.
Mieterstruktur des Hauses
Die Parterrewohnung wird von einer pflegebedürftigen, bettlägerigen älteren Dame bewohnt, die es sehr warm mag. In der ersten Etage wohnt ein Mieter, der viel unterwegs ist. In der zweiten Etage wohnt eine Hartz4 Empfängerin, die im Sommer und Winter regelmäßig die Fenster öffnet, ohne dabei die Heizkörperthermostate zuzudrehen. Das wird ersichtlich durch die regelmäßigen hohen Nachforderungen an Heizkosten, die von der Abrechnungsfirma Techem ermittelt werden.
Der Bedarfs-Energieausweis stuft das Haus jetzt mit –G- ein.
Warum so schlecht?
Im Vergleich zu dem verbrauchsorientierten Energieausweis wird beim Bedarfs-Energieausweis der Verbrauch errechnet anhand von Parametern, die einen sehr kalten und langen Winter annehmen. Auf telefonische Nachfrage sagte mir der Energieberater, dass es sich um den Worst-Case handeln würde, die schlechtesten annehmbaren Witterungsumstände.
Außerdem wird eine Rauminnentemperatur von 19 Grad zugrunde gelegt. Mir persönlich zu kalt.
Das führt dazu, dass der errechnete Energiebedarf bei 4412m³ Erdgas liegt.
Da ich das Haus seit mehr als 10 Jahren besitze und es ständig vollvermietet war, habe ich die Gasrechnungen verglichen.
Es sind Rechnungen von 2500m³ bis 3340m³ dabei, im Mittel werden also 2900m³ Gas pro Jahr verbraucht.
Das bedeutet jetzt schon eine 34 prozentige Energieeinsparung vom errechneten Normalwert, ohne irgendeine Modernisierungsmaßnahme durchgeführt zu haben. Inwieweit ist da die Gruppe G gerechtfertigt oder der Energiepass aussagekräftig?