Warum sind Immobilien-Aktien in Deutschland nur wenig gefragt?

Gerade in der Niedrigzinsphase geht für Anleger kein Weg mehr an Aktien vorbei, da die herkömmlichen Optionen wie Sparbücher, Anleihen oder Lebensversicherungen kaum Zinsen einbringen. Doch bei der Frage, in welche Aktien man nun investieren soll, gehen die Meinungen oftmals deutlich auseinander. Oftmals spielen bei der Entscheidung für Aktien Emotionen eine wichtige Rolle. Gemeint sind damit unter anderem die Vorlieben für bestimmte Unternehmen. Davon profitiert beispielsweise die Amazon Aktie, schließlich handelt es sich hier um den mit Abstand mächtigsten Online-Händler der Welt. Anders als bei Amazon können sich dagegen die Aktien von Immobiliengesellschaften bei weitem nicht einer solchen Bekanntheit und Beliebtheit erfreuen.

Immobilien-Aktien sind die Ladenhüter der Börse

Zwar sind die Preise und Mieten von Wohnimmobilien in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen, trotzdem ist beispielsweise der Kurs der Vonovia Mitte des Jahres 2019 um 11% eingebrochen. Das Anlegermagazin Capital sah hier die Ursache in der Verunsicherung der Anteilseigner, die darauf basierte, dass plötzlich die Debatte um die Enteignung entbrannte. Zudem wurde der Mietendeckel in Berlin eingeführt.

An dieser Stelle wird auch schnell deutlich, dass gerade Immobilien-Aktien vom Grundsatz her eher für Anleger geeignet zu sein scheinen, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen. Wer in diese Aktien investiert, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Kurse börsentäglich schwanken und man sich hier durch die ausgeprägten Aufs und Abs nicht aus der Ruhe bringen lassen sollte. Darüber hinaus ist die Investition in Immobilien-Aktien vor allem für die langfristige Investition ausgelegt. Letztlich ist es dann möglich, eventuelle Kursschwächen auszusitzen.

Die Vor- und Nachteile von Investitionen im Immobilien-Segment

Es ist möglich, mit bereits geringen Summen in Immobilienaktien zu investieren, darum ist es wichtig zu wissen, was für und was gegen die Investition in Immobilien-Aktien spricht.

Die Vorteile von Immobilien-Aktien

  • Hohe Flexibilität
  • Zum Einstieg müssen nur geringe Summe investiert werden
  • Es kann nicht nur in Wohnimmobilien investiert werden

Die Nachteile von Immobilien-Aktien

  • Hohe Volatilität
  • Bei Überschreitung der Freibeträge müssen Steuern gezahlt werden
  • Vorwissen sollte vorhanden sein

Flexibilität gepaart mit hoher Volatilität

Mit hoher Flexibilität ist gemeint, dass man Immobilien-Aktien zu jeder Zeit kaufen und verkaufen kann. Gleichzeitig unterliegen Immobilien-Aktien einer hohen Volatilität. Das bedeutet, dass die Aktien auf der einer Seite zwar als vergleichsweise schwankungsarme Wertpapiere einzuordnen sind, wegen der Dividendenzahlungen allerdings muss man sich gleichzeitig darüber im Klaren sein, dass es auch durchaus möglich ist, dass phasenweise die Kurse deutlich sinken können. Daraus resultiert eine deutliche Einschränkung hinsichtlich des Zugriffs auf das angelegte Kapital.

Investitionen in Immobilienfonds

Da man bereits mit geringen Summen in die Immobilien-Aktien investieren kann, ist hier die Möglichkeit geboten, die Investitionssumme auf mehrere Immobilienaktien zu verteilen. Zudem kann man sich auch entscheiden, einen Teil des Geldes in Immobilienfonds oder Immobilien Crowdinvestment zu investieren.

Gleichzeitig muss man sich aber darüber im Klaren sein, dass man, wenn man den Freibetrag überschreitet, die Gewinne entsprechend versteuern muss. Anders als bei Immobilien, die als Kapitalanlage erworben und nach dem Ablauf der Spekulationsfrist von zehn Jahren veräußert werden und somit komplett steuerfrei bleiben, gilt dies für die Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien-Aktien nicht.

Wohnimmobilien und das notwendige Vorwissen

Im Regelfall gehört die Beteiligung am direkten Kauf von Gewerbeimmobilien für den Privatanleger wohl eher zu den unmöglichen Dingen. Es verhält sich aber auch gleichzeitig so, dass bei den Gewerbeimmobilien höhere Renditen erzielt werden können, als das bei Wohnimmobilien der Fall ist.

Doch gerade hier sorgt der Markt der Immobilien-Aktien für eine optimale Möglichkeit, ebenfalls von diesen Renditen zu partizipieren. Gleichzeitig geht die Investition in diesen Markt aber auch mit höheren Verlustrisiken einher. Daher ist es notwendig, dass man als Investor im Bereich der Immobilien-Aktien über ein entsprechendes Fachwissen verfügen sollte und sich zudem regelmäßig über den Immobilienmarkt informieren muss.

Aktienmarkt oder Immobilienmarkt?

Es ist nicht ohne weiteres möglich, Immobilienaktien in eine exakte Anlageklasse einzuordnen. Hier vereinen sich nämlich sowohl die Merkmale von Aktien als auch von Immobilien. Dieses Thema kann vor allem dann von Interesse sein, wenn man bereits in Aktien investiert und sich nun fragt, wie hoch der Anteil der Immobilien-Aktien im Portfolio sein soll.

Hier hängt die Kursentwicklung mehr von der Entwicklung der Kurse der Immobilien ab als der Kursentwicklung der Aktienmärkte. Ein Investment in Immobilien-Aktien sollte daher eher als Immobilieninvestment und weniger als Bestandteil des Aktienportfolios angesehen werden.

Die Gewinnmargen auf dem Immobilienmarkt

Natürlich kann hier keine definitive Vorhersage getroffen werden, dennoch gibt es einige Faktoren, die einen deutlichen Einfluss auf die Renditeerwartungen haben. Dazu zählen die Nachfrage von Immobilien und natürlich das Zinsniveau.

Bezüglich der Nachfrage nach Immobilien verhält es sich so, dass der Kurs der Aktie vor allem von der Nachfrage an Wohnraum abhängig ist. Der Wert des Immobilienportfolios steigt, wenn der Wohnraum knapper wird, da die Unternehmen dann höhere Mieteinnahmen erzielen können. Doch sobald die Nachfrage sinkt, sinkt auch der Kurs. Auch das Zinsniveau spielt hier eine sehr wichtige Rolle, denn gerade zu Zeiten niedriger Zinsen bevorzugen viele Investoren die Investition in Aktien.

Ein Grund ist, dass diese mehr Renditen versprechen als das beispielsweise bei Anleihen der Fall ist. Diese Anlagen werden wieder attraktiver, wenn die Zinsen steigen. Wegen der erhöhten Quote des Fremdkapitals allerdings sinken gleichzeitig die Gewinne von Immobilienunternehmen. Die Höhe der Dividendenzahlungen wird ebenfalls von diesen beiden Faktoren beeinflusst.

Die Auswirkung steigender Zinsen auf Immobilien-Aktien

Immobilienunternehmen weisen in der Regel eine hohe Fremdkapitalquote auf. Sowohl für den Kauf als auch für den Bau von Immobilien, sowie für deren Erhaltung, werden hohe Kapitalerträge benötigt. Damit wirken sich entsprechende Zinsanstiege deutlich auf das Geschäft dieser Immobilienunternehmen aus, da bei steigenden Zinsen automatisch der Gewinn sinkt. Grund sind die erhöhten Finanzierungskosten, was sich für die Kursentwicklung belastend auswirken kann.

Mehr Risiko als Sicherheit

Immobilienaktien sind in Deutschland wenig verbreitet, weil zum einen hier ein gewissen Grundwissen rund um den Immobilienmarkt notwendig ist und zum anderen, weil es sich bei der Investition in Immobilien-Aktien um einen Markt handelt, der aufgrund seiner hohen Volatilität eher für risikofreudige Anleger geeignet ist. Hinzu kommt, dass eine strikte Trennung zwischen Aktien- und Immobilienmarkt so nicht möglich ist.

Bildquelle: Pixabay-User MichaelGaida

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